Das norddeutsche Astrofotografentreffen in Wardenburg

Die letzte Veranstaltung für das erste Halbjahr 2008 war am 14.06.2008 das Norddeutsche Astrofotografentreffen im oldenburgischen Wardenburg. Vermutlich auch wegen der Fussball-Europameisterschaft fanden sich aber nur knapp 30 Sternfreunde ein, die dafür aber ein interessantes Programm geboten bekamen.

Carolin Liefke, Hartwig Lüthen und ich hatten uns an den Tagen vor dem NAFT verabredet, dass wir uns wieder am Bahnhof Berliner Tor treffen würden, um, wie schon zur ATT nach Essen, gemeinsam zu fahren. Das ist nicht nur angesichts der exorbitant hohen Benzinpreise sinnvoll, sondern macht auch Spaß und verbessert die Gruppendynamik.

Gegen 13 Uhr kamen wir im niedersächsischen Scheeßel an, wo wir uns mit Christian Harder vor seiner Arbeitsstelle trafen, kurz auf Ronny Häntzschel warteten und dann mit dem größeren VW Caddy von Christian weiterfuhren. Etwas mehr als eine Stunde brauchten wir, um schließlich vor dem evangelischen Gemeindehaus Wardenburg einen Parkplatz zu finden. Christian hatte, weil wir erst nach 14 Uhr, dem offiziellen Beginn des NAFTs eintreffen würden, darum gebeten, dass die Veranstaltung etwas später beginnt, weil auch er noch einen kleinen Vortrag halten wollte. Beim NAFT gibt es nämlich kein festes Programm. Wer etwas zeigen möchte, der trägt sich einfach in eine Liste ein. Später wird dann eine Reihenfolge festgelegt, die sich meist an Themenblöcken orientiert. Hartwig trug sich dann auch ein.

Zu unserer eigenen Überraschung mussten wir feststellen, dass bislang nur wenige Sternfreunde angekommen waren. Das lag zum Teil sicher an der Fussball-Europameisterschaft, aber auch an einem Brückenabbau an der A 1, die lange Staus verursachte. Dadurch kamen einige Teilnehmer etwas später an.

Bis zum beginn der Veranstaltung konnte man sich noch in der kleinen Cafeteria verpflegen, mit anderen klönen oder sich die kleinen Stände von Gerd Neumann, Wolfgang Lille und anderen ansehen, die einen kleinen Flohmarkt mit Astrozubehör aufgebaut hatten.

Gegen 15 Uhr begannen dann die Vorträge: Insgesamt sechs Referenten hatten sich gemeldet, sodass zwei Blöcke gebildet werden konnten, mit einer etwa halbstündigen Pause dazwischen. Da sich zunächst niemand gemeldet hatte, der nach dem NAFT noch in ein Lokal gehen wollte, waren wir zeitlich auch nicht gebunden.

Frank Wierny von den Oldenburger Sternfreunden berichtete nach der offiziellen Begrüßung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Beobachtungsstation im Raum Portsloge, wo seit kurzem, ähnlich wie bei den Lübecker Sternfreunden, ein ausgedienter Bauwagen als Außensternwarte dient. Dort beobachteten die Oldenburger in den letzten Monaten - sofern das Wetter es zuließ - Komet Holmes, die Konjunktion des Kometen Tuttle mit M 33, den Mond oder M 42. Darüber hinaus berichtete Frank Wienry über seine Erfahrungen mit der SBIG ST 4000XCM-CCD- Kamera und der DBK 21 AU.04-Industriekamera. Harald Simon führte danach in das spannende Thema Autoguiding ein (s.a. Sternkieker 214, S. 167) und verglich die Canon EOS 350 D mit der Canon EOS 20D, wobei die erste mit einem Baader-Filter ausgerüstet ist und die zweite von der Fa. Hutech in den USA umgebaut wurde. Auch über erste, sehr positiv verlaufende Testergebnisse der EOS 20D mit einem Clip-Filter von Astronomik konnte er berichten.

Dirk Lucius aus Leer erzählte anhand eindrucksvoller Natur- und einiger Astroaufnahmen von einem Astrourlaub auf der Kanareninsel La Palma, seinen positiven und auch negativen Erfahrungen mit den dortigen Gegebenheiten. Besonders die kleine Sternwarte an seiner Unterkunft, die mit einem Schmidt-Newton auf einer EQ 6-Motnierung ausgestattet ist, bot Anlass zu diversen Ärgernissen. Auch das Arbeiten an mitgebrachten Russentonnen und das Autoguiding per Webcam war damit sehr anstrengend, da schon nach zwei Minuten die Nachführung nicht mehr einwandfrei lief. Dennoch sind hier in den vergangenen Jahren etliche Astroaufnahmen entstanden.

Zu seinen positiven Erlebnissen der Reise gehörte dabei zweifelsfrei ein Besuch des Observatorio Astrofisico auf dem Roque de Los Muchachos. Hier kann man nicht nur die eigentliche Sternwarte besichtigen, sondern auf einem Hubschrauberlandeplatz auch mit eigenen Instrumenten beobachten und fotografieren.

Den Schlusspunkt im ersten Vortragsblock bildete ein Vortrag von Michael Theusner, der neben klassischen Deep-Sky-Objekten mit hochauflösenden Mondmosaike begeisterte. Diese hatte er am 20-cm-Refraktor der Volkssternwarte Geschwister Herschel Mondmosaike mit einer DMK-Kamera aufgenommen und mit dem von ihm selbstgeschriebenen Programm AviStack weiterverarbeitet. Die dabei erreichte Detailschärfe wird wohl nur noch von den alten APOLLO-Aufnahmen kurz vor der Landung übertroffen.

In der nachfolgenden Pause gab es nicht nur das traditionelle Gruppenfoto, sondern auch weitere Möglichkeiten zum Klönen, Astroflohmarkt besuchen oder Kuchen essen und Kaffee trinken.

Zu Beginn des zweiten Blocks präsentierte Christian Harder aus Fintel Aufnahmen von Kometen (Tuttle und Wirtanen) und deren Konjunktionen mit Deep-Sky-Objekten (Tuttle an NGC 40 und M 33), Detailzeichnungen des Schweifsterns Schwassmann-Wachmann 3 (die schön die Verlagerung des false nucleus über einen Zeitraum vom 15.12.2007 bis zum 24.01.2008 zeigt) und detaillierte Aufnahmen der ISS, die an einem per Hand nachgeschwenkten Dobson entstanden waren.

Hartwig Lüthen folgte mit einem Vortrag über die Aktivitäten rund um die GvA-Außensternwarte, deren Verlagerung von Bardenhagen nach Handeloh und die ersten Beobachtungen und Astrofotos am neuen Standort des Astro-Containers. Außerdem hatte er Bilder von aktuellen Ereignissen der letzten Zeit dabei: Die Beobachtung von ISS-Transits vor der Sonne oder die Marsbedeckung durch den Mond am Taghimmel.

Den letzten Vortrag gestaltete Gerd Neumann mit einer Darstellung seiner Balkonsternwarte in einer Wohngegend in Münster, der dortigen Ausrüstung und einer ganzen Reihe sehr sehenswerter Fotos von Objekten des "tiefen Himmels".

Damit auch dieses NAFT kein rein digitales wurde, präsentierte ein Sternfreund dann noch ein paar knallscharfe Dias auf einem mitgebrachten Leuchttisch und machte damit eines deutlich: Die letzte wirkliche Domäne der chemischen Astrofotografie ist großformatiges Aufnahmematerial!

Gegen 18:30 Uhr war das Frühjahrs-NAFT 2008 dann beendet. Trotz der geringen Teilnehmerzahl und nur sechs Vortragenden war auch diese Veranstaltung wieder mal eine beeindruckende Leistungsschau norddeutscher Astrofotografen. Eines wurde dabei aber auch klar: Analog ist tot, weil die meisten Sternfreunde inzwischen auf die digitale Astrofotografie umgestiegen sind und der Prozentsatz derjenigen, die sich noch mit Fotografie auf echtem Film beschäftigen, immer geringer wird.

Schon bald nach der Einnahme eines kleinen Abendbrotes in der Cafeteria brachen Caro, Christian und ich wieder Richtung Hamburg auf, Hartwig wollte noch bleiben und ist dann später mit einem anderen Kollegen zurück gefahren.