Hartwig Lüthen
Zwei Milliarden Jahre Sauerstoff-Stress, da haben wir was für Sie!
Reaktive Sauerstoffspezies (ROS) greifen Ihre Gesundheit an. Vitamin C allein reicht nicht zur Entgiftung. Wir empfehlen: Bei zu viel Sauerstoff: NAFT.
Zum 40. Jahrestag der GvA und zum ca. 50. NAFT waren derartig viele Leute in die Almhütte gekommen, dass der Sauerstoff ziemlich knapp wurde. Außerdem konnte man die Fenster nicht öffnen, wenn die Verdunkelung heruntergelassen wurde. Dennoch überlebten alle Teilnehmer; die meisten blieben bis zum Schluß.
Pünktlich um 11:30 Uhr waren etliche Helfer (u. a. Gerd, Olli, Dirk, Herr Dr. Brettel, und ich hab noch welche vergessen) da. Das war die erste positive Überraschung, denn intern rechneten Gerd und ich mit dem NAFT des Grauens: 2 GvA-ler versorgen 70 Teilnehmer. Aber: Alles wurde gut. Dennoch war es noch eine ganze Menge Arbeit, vor allem für Gerd und Dirk. Die haben vor lauter Arbeit in der "Küche" keinen einzigen Vortrag gesehen,geschweige denn gehalten. Gerd hatte das gesamte "Catering" organisiert - Super Sache! Kein NAFT ohne Murphy. Bevor wir den Sauerstoff-Stress vermeiden konnten, kamen wir erst einmal gar nicht in die "Almhütte". rein. Da fiel mir ein, dass Mathias Hünsch mir gemailt hatte, dass er an diesem Tag Besucher durch die Sternwarte führen würde. Ein Suchgang quer über das Gelände: Da war eine größere Menschenmenge. Matthias hatte einen Schlüssel! Rettung Nr. 1. Drinnen fanden wir einen Beamer vor, der war ganz nett, aber.... Rettung Nr. 2 leistete Carolin Liefke, die überhaupt mit Rat und Tat sehr zum Gelingen der Sache beitrug. Sie wusste z. B. wo es in dem Raum einen sehr, sehr guten Beamer gab. Immer wieder stellt man bei solchen Gelegenheiten fest, wie wichtig ortskundige, mit der Saaleinrichtung vertraute Experten sind.
Noch war der Sauerstoffgehalt der Almhütte recht hoch. Aber als bei Beginn der Veranstaltung gerade mal vier Vorträge fest- standen, wurden wir erstmals käseweiß! Eine Reihe der üblichen Verdächtigen betrat strahlend den Raum mit den Worten: "Vortrag? Nö! Nix vorbereitet!" Uaaah!!! Also überredeten wir ein paar Besucher, die Bilder mit hatten, sich aber nicht recht trauten ("Bei den Bildern von dem .... kann ich eh nicht mithalten."), doch auch was vorzuführen. Bis zur 1. Kaffeepause hatten sich dann auch eine Reihe von Sternfreunden durch die Staus bis in die Hansestadt vorgekämpft, und die hatten Bilder mit und einen Vortrag fest eingeplant. Nun zu den Vorträgen. Nach der Kurzeinführung versprühte Eric ein paar "Worte des Großen Vorsitzenden" und musste dann vom GvA-Geburtstag rasch zu einem Kindergeburtstag mit anschließendem Laternenumzug. Jost übermittelte Grüße des VdS-Vorstandes.
Dann kam ein Spontanvortrag direkt aus dem Bauch unseres Chefhistorikers Manfred Holl zum Thema "40 Jahre GvA". Der eloquente Vortrag brachte es voll auf den Punkt und bewies: Spontanvorträge sind immer noch am besten! Deutlich wurde, dass es nach der Gründung der GvA auch extrem turbulente Phasen in der Vereinsgeschichte gab der Stoff eignet sich fast für eine Soap. Bruno Mauern eröffnete dann den NAFTTeil mit "Grands digital remix" seiner tollen chemischen Namibiafotos. Es ist erstaunlich, was passiert, wenn man extrem gute chemische Bilder (40-cm-Hypergraph, namibischer Himmel, 6x6-Format) einscannt und ein wenig bearbeitet. Der High-End-Astrofoto-Teil wurde fortgesetzt von Konstantin von Poschinger, der zunächst ein paar H-alpha-Deepsky-Bilder aus Hamburg-Othmarschen zeigte, bei denen man vor Staunen den Mund nicht mehr zubekam. Mit einer extrem guten und großen SBIG-Kamera und 1 m Brennweite (APO) kannte er die Qualität des Palomar Sky Surveys praktisch einstellen. Und dann kamen als Steigerung seine Bilder unter dunklem Himmel aus Bayern, wobei er verschiedene Farbverarbeitungen verglich. Eine kleine Pause nutzten viele Gäste zu einer kurzen Sternwartenbesichtigung, die Carolin und Matthias anboten. Dafür noch mal vielen Dank!
Von der High-End-Astrofotografie ging es dann mehr Richtung Low Budget. Das Ergebnis muss nicht immer verminderte Qua- lität sein. Ziel ist es, mit preiswerten Digicams, Überwachungskameras und Webcams schöne Astrofotos zu machen. Hier sind Digital-Spiegelreflexkameras natürlich der große Renner, und viele Sternfreunde tragen sich mit dem Gedanken, eine zu kauten. Was man dann erwarten kann, zeigte Mathias Levens. Er berichtete von seinen ersten Gehversuchen mit einer Canon EOS 300D. Die Bilder waren auf jeden Fall sehr interessant und unterstrichen eindrucksvoll das Potential dieser Art von Kameras. Anschließend wurde es noch ein wenig simpler. Ich zeigte ein paar Mintron-Fotos, insbesondere der hellen Kometen Bradfield, LINEAR und NEATaus dem Mai.
Der Sauerstoffgehalt der Almhütte war inzwischen so weit abgefallen, dass sich typische Symptome der Höhenkrankheit bei den Besuchern einstellten. Eine spontan einberufene Pause von 3 Minuten dauerte 40 Minuten, und auch unser Catering hatte alle Hände voll zu tun. Derart revitalisiert genossen wir die Bilder von Ulrich Tiburg noch mehr: Er ist Aktiver des GvA-Videoworkshops und hat es geschafft, mit einer Webcam und seinem 25 cm LX-200 sehr ansehnliche Planetenaufnahmen zu gewinnen. Auch besitzt er eine ST-7, die er für Deep-Sky-Aufnahmen heranzog. In die gleiche Richtung ging Manfred Holls "eigentlicher" Vortrag. Er hat mit einem Digitalcamcorder in letzter Zeit sehr nette Aufnahmen von Mond und Planeten mit kleinen Fernrohren gewonnen. Andre Wultt und Manfred Holl zeigten dann ein sehr hübsches Video ihrer Polarlichtbilder, die sie bei ihrem letzten Kirchheim-Urlaub gewonnen hatten. In der folgenden Pause konnten wir durchlüften und die Fenster gleich offen lassen, denn inzwischen wurde es Nacht in Hamburg. Jetzt schlug die Stunde der chemischen Fotografen. Andre hatte extra, per Handy am Morgen alarmiert, seinen Diaprojektor mitgebracht. Auch Laila Forst war zur Kometenzeit in Namibia gewesen und zeigte ihre Fotos, die sie von der Farm Niedersachsen aus aufgenommen hatte. Und Jens Meyer überzeugte mit seinen Aufnahmen aus Namibia und Norddeutschland. Uwe Freitag und Christian Harder zeigten am Ende noch einige hübsche Ergebnisse der letzten Zeit. Der steigende Sauerstoffgehalt weckte die Sinne und machte es jedem deutlich: Irgendwie hat chemische Fotografie doch immer noch ihre Reiz.